modeblog by HERTEL & BERGMANN

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KARL LAGERFELD MODEMETHODE - Bundeskunsthalle 28. März - 13. September 2015

Der Andrang vor den Drehtüren der Bundeskunsthalle ist gewaltig. Bereits um 9:30 h ist der Innenhof voller Menschen. Nicht überwiegend modebewußte Damen interessieren sich für Herrn Lagerfeld, auch Wissenschaftler, Medienleute, Studenten, Normalmenschen und Künstler erliegen der Strahlkraft des großen Kreativen mit Lebensmittelpunkt Paris. Endlich wird Einlaß gewährt und die zweite Schlange des Tages bildet sich vor dem Forum. Dort beginnt in wenigen Minuten das Programm der Vernissage mit The Sound of Karl Lagerfeld, komponiert von Michel Glaubert und Karl Lagerfeld.


   

Eine ganze Stunde vergeht mit der Ambience eines Stiftes, der über Papier huscht und schraffiert. Die akustische Kulisse läßt den Wartenden Raum für amüsierte interagierende Gespräche - es entwickelt sich eine angenehm entspannte Atmosphäre zum SOUND OF KARL, très francais.
Dann endlich der Einführungsfilm, der uns die Akteure der Ausstellung einspielt: Die langjährige Creative Consultant und zweite Kuratorin, Lady Amanda Harlech, die Modejournalistin Suzy Menkes/ Vogue International, Gerhard Steidl - der Ausstellungsmacher und Verleger, Silvia Fendi, Kreativchefin des italienischen Modehauses u.a. berichten über die Arbeit mit dem Modevisionär.


Dann übernimmt der Intendant und Kurator des Schau das Mikrofon: Rein Wolfs ist es gelungen die ungewöhnliche Ausstellung in sein Bonner Museum zu holen. Das vorgesehene Gespräch mit Christiane Arp, der Chefin derDEUTSCHE VOGUE entfällt leider, aber ich halte später ihre Sonderedition, den 160 seitigen Ausstellungskatalog in Händen, der alle Exponate und viele Interviews enthält. Die VOGUE ist Medienpartner für die Ausstellung - ab dem 15. April 2015 wird die Publikation auch als Teil der digitalen Ausgabe von Vogue verfügbar sein. Aber die geheime Hoffnung vieler (ich gehöre dazu), dass Herr Lagerfeld einen winzigen Moment persönlich die ihm gewidmete große Schau betrachten und mit seiner Präsenz adeln würde, erfüllt sich nicht.

 

Endlich betreten wir die Räume, auf die wir schon den ganzen Morgen gespannt sind, beginnend mit einem seiner großen Schreibtische mit vielen Büchern, Magazinen - ganzen Stapeln von Inspiration, aus denen er Anregungen zu seinen Projekten schöpft, seine Ideen zu Papier bringt und wieder verwirft (ja, es gibt auch einen Papierkorb!). Der Schreibtisch reflektiert den Untertitel der Schau, FROM PAPER TO PAPER, ist es doch das Papier, zuerst das leere weiße, dann das mit Fotografien bedruckte, mit dem KLs Arbeit beginnt und in Form von Katalogen, Büchern und Zeitschriften endet.


   

Die Modeexponate der ersten Ausstellungshallen sind in betongrauem Streetstyle gesetzt. Deren Kargheit und Neutralität bilden einen starken Gegensatz zu den glamourösen Kleidungsstücken des Hauses FENDI, für das KL seit 1965, also bereits fünfzig Jahre tätig ist! Taschenkollektionen und Hunderte von Originalzeichnungen mit Kollektionsteilen bedecken die Wände. KL hat sogar vermerkt, welchem Mannequin er welches Kleidungsstück für den Laufsteg zugedacht hat.


 

Als nächstes der verspieltere romantische Stil von CHLOÉ. Wieder sehen wir neben den Fashion Looks auch Hüte, Schuhe und Stiefel und weitere Originalaccessoires, die Lagerfelds Vorstellung von Flair und Anmut abrunden.

     

1984 gründet der Unermüdliche sein eigenes Label KL. Es wird erschwingliche Konfektionsmode mit klaren Linien, schlichter Eleganz und eher androgynen Schnitten.




   

Und endlich: CHANEL. Seit 1983 gelingt es Lagerfeld den Geist von Gabrielle "COCO" Chanel mit der Zukunft zu verschmelzen, den Tweed zu revolutionieren ohne die Eleganz auszumustern. Sein großartiges Gespür für Materialien, ihre Möglichkeiten sie zu verändern und zu bearbeiten, sie mit Schmuck, Knöpfen, Bändern zu verzieren und mit Leder, Lack oder Neopren zu experimentieren. In jeglicher Hinsicht ein trendsetzender Spagat zwischen hinreißender zeitloser Weiblichkeit und Innovation.

     

Jetzt verlassen wir die Hallen der Modehäuser, gehen durch einen Papiervorhang mit Modezeichnungen und eine andere, strahlende helle Welt tut sich vor uns auf: 19 Haute Couture Roben werden in einem Papierpalast (Wanda Barcelona) mit einem Deckengewölbe aus gelaserten Papierblüten und Ranken, die von oben beleuchtet sind, präsentiert. Allerspätestens jetzt verstummen alle kritischen Gedanken, denn hier, in diesem Palast gibt es die Erfüllung märchenhafter Wunschvorstellungen, ah und oh: Traumkleider von und für Ikonen, aus kostbaren Stoffen und Materialien. Nicole Kidman trug eines, Kate Moss ein anderes, ein weiteres stammt aus dem Werbefilm für Chanel-Parfume oder das Highlight aus der Collection 2014/2015: Das Hochzeitskleid für eine schwangere Braut mit weißem Neopren vorne und einer Brokatschleppe. KARL LAGERFELD - wir danken Ihnen für soviel Schönheit und Ihre Idee:
I LIKE FASHION TO BE A PART OF DAILY LIFE. / HH

Der Mantelentwurf aus Merinowolle, mit dem KL 1954 den Wettbewerb des Internationalen Wollsiegel Sekretariats IWS gewann und im Anschluß daran bei Pierre Balmain in die Lehre ging ... Für die Ausstellung wurde der Entwurf von Deborah Milner nachgeschneidert.



Entwurf für CHANEL

Entwurf für CHANEL

Haute Couture aus Marabufedern im PAPIERPALAST

Haute Couture Model im PAPIERPALAST